Auf Abstand gehen und klare Grenzen setzen (z.B. im techn. Kundenservice) scheint für viele Techniker*innen eine Hürde zu sein. Was treibt uns dazu, immer wieder ein JA aus dem Mund fallen zu lassen? Was hält uns davon ab, früher Grenzen zu setzen?
Eine der negativen Auswirkungen vom Ja-Sagen ist, anderen Menschen generell mehr Priorität zuzuwenden als sich. Menschen, die anderen gefallen wollen, dürsten nicht selten nach Bestätigung von außen. Ihr Sicherheitsgefühl und ihr Selbstbewusstsein entstehen hauptsächlich aus Bestätigung und Zustimmung von anderen. Im Kern ist es wahrscheinlich, dass diesen Menschen das Vertrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten fehlt.
Oft ist die Sorge um die Meinung anderer, die Angst vor Missbilligung, vor Ablehnung groß. Und dem Erwartungsdruck, dem man sich durch diese negativen Gedanken aussetzt, ist gleich groß. Nicht nur läuft man Gefahr, viel mehr zu tun und seine Kräfte an der falschen Stelle einzusetzen, die Früchte der Arbeit werden voraussichtlich ebenso wenig die erwarteten sein.
Bevor es so weit kommt, nachfolgend 10 Tipps, wie sie nein sagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
1. Setzen Sie prioritäten
Dieser Satz zieht sich durch das Leben eines jeden Menschen. Wenn Sie wissen, was Sie wollen und Ihre Prioritäten kennen, Ihre Werte bewusst im Kopf haben und sich sicher sind, für was Sie stehen und für was nicht, dann hilft Ihnen das gewaltig beim Nein-Sagen. Sie haben keine Schuldgefühle, wenn Sie an Aktivitäten festhalten, die Sie für wichtig erachten. Erst recht nicht, wenn Sie Dinge ablehnen, die nicht zielführend sind und ablenken.
Dazu die Frage: Was ist Ihnen wichtig? Denken Sie daran: Sagen Sie Nein zu etwas, das Sie nicht wollen, sagen Sie gleichzeitig Ja zu dem, das Sie wollen. Und sei es zur infolgedessen gewonnenen Zeit – für sich und das Unternehmen für das Sie tätig sind.
2. Verzögern Sie die Antwort
Überrumpelt zu werden, ist die größte Schwäche im Bereich des Nein-Sagens. Kurz nach der Antwort ärgern wir uns und denken oft: “Es wäre besser gewesen, noch darüber nachzudenken.” Folgende Fragen können helfen, bevor Sie antworten: Habe ich die Zeit, das zusätzlich zu tun? Was fällt dafür hinten runter? Unter wie viel Druck setze ich mich und meine Kollegen damit? Benötigt die Person eine sofortige Antwort, ist es besser, wenn die Standardantwort zuerst Nein ist. Das können Sie später einfacher ändern als ein Ja.
3. Kommunizieren Sie Grenzen
Nicht nur zeitliche Ressourcen sind begrenzt, sondern ebenfalls unsere emotionalen und physischen. Geben Sie klar an, was Sie bereit sind zu tun (und bis wann) und kommunizieren Sie das. Das macht es für jeden leichter, sich darauf einzustellen. Und je klarer Sie die Grenzen ziehen, desto einfacher ist es, sein versprochenes Engagement einzuhalten und – wenn das passieren sollte – dem Gegenüber zu sagen, dass er Grenzen überschritten hat.

4. Machen Sie ein Gegenangebot
Eventuell mögen Sie einen Teil der Aufgabe nicht, um dessen Erledigung Sie jemand bittet. Dann können Sie gut einen Gegenvorschlag machen. Entweder in Form einer anderen Sache, mit der Sie Ihrem Gegenüber helfen können oder dem Teil, den Sie an der Aufgabe mögen. Vielleicht schreiben Sie ungerne Gutachten, haben aber mit dem Korrekturlesen gar keine Schwierigkeiten. Sie zeigen damit Interesse, ziehen aber gleichzeitig eine Grenze.
5. Widerstehen Sie dem Lob
Sätze wie “Du kennst dich doch immer so gut mit ___ aus! Könntest du das noch mal für mich machen?” sind erste Anzeichen, dass jemand sich nicht die Mühe macht, schlauer zu werden, sondern Sie ausnutzt. Honig um’s Maul geschmiert zu bekommen, tut gut, ist aber gefährlich.
6. Visuelle Helfer erleichtern die Erinnerung
Wenn Sie – wie viele Menschen – ein visueller Typ sind, helfen bildliche Erinnerungen: “Nein!” wäre ein zwar plattes, doch starkes Schildchen, das an Ihrem Servicekoffer klebt und daran erinnert, welche Fähigkeit Sie gerade lernen. Und wenn eine Kollegin oder Kundin Sie danach fragt, können Sie schön den Spannungsbogen aufbauen und mit einem Schmunzeln “Das wirst du bestimmt bald erfahren!” antworten…
7. Kleine Schritte bringen das Ziel näher
Anfangs mag es sich noch unangenehm anfühlen, wenn man das NEIN über die Lippen bringt. Doch jede Gewohnheit, jede Fähigkeit fängt klein an und ist wie das Vokabellernen für eine Fremdsprache: aus Wörtern werden Sätze und bald können Sie sich wunderbar verständlich machen.
8. Beten Sie keine Entschuldigungen runter
Das macht Ihre Position schwach. Je mehr Entschuldigungen Sie hervorbringen, desto mehr Angriffsfläche geben Sie Ihrem Gegenüber für erneute Versuche und Bitten.
9. Es geht einfacher, als man denkt
Oft überlegt man sich die schlimmsten Dinge, die ein anderer über einen denken wird, wenn man nicht tut, um was er bittet. Tauschen Sie gedanklich die Seiten: Was denken Sie über Menschen, die Ihnen ein klares “Ich kann leider nicht.” entgegenbringen? Zuerst sind Sie möglicherweise gekränkt, vielleicht sogar sauer. Aber am Ende bewundern Sie die Stärke, nein sagen zu können.
10. Halten Sie Ihre Erfolge fest
Sind Sie jemand, der gerne sein Licht unter den Scheffel stellt, was er erreicht hat? Sie werden sich wundern, denn viele Menschen und besonders Frauen tendieren dazu, ihre Erfolge als unverdient anzusehen. Um dem entgegenzuwirken, bietet sich ein Erfolgstagebuch an. Wie oft NEIN gesagt? Wie hat der Kunde reagiert? Welche Art des NEIN-Sagens war erfolgreich? schreiben Sie es auf – und lernen Sie aus den Erfahrungen im Umgang mit einem NEIN!
Sie möchten tiefergehende Informationen und praktische Übungen?
Dann kommen Sie in unser LIVE Online-Training: „Nein Sagen – Grenzen setzen!“. Weitere Informationen und Termine zum Webinar mit unserer Trainerin Dr. Wiebke Wetzel.

Wiebke Wetzel hat mehr als 8 Jahre Erfahrung als Mitarbeiterin und Führungskraft im Technischen Support. Heute trainiert sie Service-Teams in allen Service -relevanten Themen.
Suchst du weitere Erfolgstipps oder Leitfäden? Stöbere durch unsere kostenlose Mediathek und informiere dich zu Themen wie Medientechnik, Blended Learning oder Dos and Don’ts für gelungene Online-Präsentationsfolien.
Weitere praxiserprobte Tools, Checklisten, Arbeitshilfen und Lernvideos gibt es im Premiumbereich unserer eCademy-Lounge. Als Mitglied erhalten Sie Zugang auf alle unsere wertvollen Lernhilfen und Vorlagen im Downloadbereich.
Die aktuellsten Business-Tipps immer direkt im Newsfeed auf LinkedIn, Facebook, Instagram und XING! Folgen Sie unseren Unternehmensseiten unter:
Weitere Business-Tipps zu aktuellen Themen rund um Bildung, Training und Arbeitsalltag finden Sie in unserer Mediathek:

Erfolgreiche Lehrvorträge – unsere 10 Tipps für Fachtrainer*innen
Ein erfolgreicher Lehrvortrag kann mit einer gut geplanten Produktionslinie verglichen werden – es geht nicht nur darum, Fehler zu vermeiden, sondern auch darum, das Publikum zu fesseln und unsere Botschaft

ChatGPT-Tipps für Fachtrainer*innen in der Industrie
ChatGPT ist ein intelligenter Chatbot, der bekannt ist für seine beeindruckende KI. Wir können ChatGPT nutzen, um in natürlicher Sprache zu kommunizieren und komplexe Aufgaben mühelos zu bewältigen. Egal ob

PowerPoint für Fachtrainer*innen – Unsere 7 Profi-Tipps
Das Erstellen einer guten PowerPoint-Präsentation für Fachtrainings, braucht Zeit. Wer sich mit dem Programm auseinandergesetzt hat und gut auskennt, ist effizienter und kreativer. Nachfolgend unsere 7 Profi-Tipps. Tipp 1: Das

Microlearning Industrie – Wann sind “Lernhäppchen” geeignet?
Mit kleinen „Lernhäppchen“ lassen sich Lernende abholen und motivieren. Das gilt gerade für technische Produkt- und Kundentrainings, in der äußerst komplexe Lehrgänge zur Verfügung stehen. Dank Microlearning können Lerninhalte in

Lernbarrieren – wenn nichts mehr geht
Lernen bedeutet Prozess – Prozesse bringen Barrieren bzw. Herausforderungen mit sich. Um diese Herausforderungen zu überwinden ist es wichtig, dass wir sie zuerst als einen Teil des Lernprozesses annehmen. Schaffen

Erfolgreiche Konfliktgespräche
Wer kennt es nicht – ein*e Kollege*in hat zum wiederholten Mal vergessen Ihnen eine wichtige Arbeitsinformation zukommen zu lassen, die Führungskraft schafft es im Team Meeting einfach nicht sachlich zu